Rezension: Hände weg von unserem Wald – Ein mitreißendes Umweltbuch für Jugendliche (Rezensionsexenplar)
Die norwegische Autorin Nora Dåsnes hat mit Hände weg von unserem Wald eine eindrucksvolle Graphic Novel geschaffen, die sich intensiv mit Umweltschutz, Freundschaft und dem Erwachsenwerden auseinandersetzt. Übersetzt wurde das Buch von Katharina Erben.
Zielgruppe und Erzählstil
Das Buch richtet sich an reife Kinder ab etwa 10 Jahren sowie junge Jugendliche, die sich in der Zwischenwelt zwischen Kindheit und Erwachsensein befinden. Doch auch Erwachsene können viel aus der Geschichte mitnehmen – ich selbst habe es in einem Rutsch durchgelesen und war tief berührt. Besonders lesenswert ist es für alle, die sich für Umweltschutz und politisches Engagement interessieren.
Die Geschichte wird aus der Sicht der jugendlichen Protagonistin Boa erzählt, was die Perspektive der Jugendlichen authentisch widerspiegelt. Erwachsene erscheinen dabei zunächst eher als Gegenspieler, doch das Buch zeigt auch, dass sie Unterstützer sein können.
Inhalt und zentrale Themen
Im Mittelpunkt steht Boa, die erfahren muss, dass ihr geliebter Wald abgeholzt werden soll, um Platz für einen Parkplatz zu schaffen. Das will sie nicht akzeptieren und setzt sich mit voller Leidenschaft für den Erhalt des Waldes ein. Unterstützt wird sie dabei von ihren Freunden Abdi, Linnea und Tuva. Neben dem Hauptthema Umweltschutz spielt auch das erste Verliebtsein eine Rolle, was das Buch noch lebensnaher macht.
Boa ist eine starke, willensstarke Protagonistin, die jedoch zunächst sehr impulsiv handelt. Erst im Laufe der Geschichte lernt sie, dass strategisches Vorgehen oft wirksamer ist als blinder Aktionismus – eine Entwicklung, die für Jugendliche sehr authentisch ist, da genau dieser Lernprozess Teil des Erwachsenwerdens ist.
Illustrationen und Stilmittel
Das Buch ist im Comicstil gehalten, mit detailreichen, weichen Zeichnungen, die die Emotionen der Figuren perfekt einfangen. Durch verschiedene Stilmittel wie Chatverläufe, Infoboxen und ergänzende Fakten über den Klimawandel wirkt die Geschichte sehr lebendig und abwechslungsreich. Die Sprache ist modern und nutzt Jugendsprache, jedoch ohne übertrieben oder künstlich zu wirken.
Diese Erzählweise macht das Buch besonders zugänglich, auch für Kinder, die nicht gerne viel Text lesen. Die Kombination aus Bild und Sprache sorgt dafür, dass man sich noch stärker in die Geschichte hineinversetzen kann.
Emotionale Tiefe und Botschaft
Das Buch ist sehr emotional und vermittelt starke Werte:
Durchhaltevermögen und Engagement: Auch wenn man nicht die ganze Welt retten kann, kann man im Kleinen etwas bewirken.
Freundschaft und Zusammenhalt: Boa erfährt, wie wichtig es ist, Unterstützung zu haben.
Reflexion über das eigene Handeln: Das Buch zeigt auch, dass Protest nicht immer nur laut sein muss, sondern dass strategisches Handeln genauso wichtig ist.
Besonders gefallen hat mir, dass auch die Erwachsenen lernen müssen, mit der Situation umzugehen. Das Buch zeigt, dass Eltern und Lehrkräfte manchmal an ihre Grenzen stoßen und nicht immer sofort die richtige Lösung parat haben.
Kritik und offene Fragen
Während das Buch sehr gelungen ist, werden manche Themen wie Stadtentwicklung und Abholzung nur angerissen. Ein tieferer Einblick in die politischen Hintergründe wäre spannend gewesen. Auch hätte ich mir in manchen Situationen gewünscht, dass stärker thematisiert wird, wo Boas impulsives Verhalten Grenzen überschreitet und welche Lösungen es für solche Konflikte geben könnte.
Fazit
Hände weg von unserem Wald ist ein mitreißendes, inspirierendes Buch, das nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Es eignet sich hervorragend für junge Leserinnen und Leser, die sich für Umweltschutz interessieren oder erste Einblicke in politisches Engagement erhalten möchten.
Wir haben das Buch in wenigen Stunden verschlungen und waren begeistert. Es ist spannend, lehrreich und voller Emotionen – eine absolute Leseempfehlung! Ich vergebe 5 von 5 Sternen.
Besonders schön: Meine Tochter war so begeistert, dass sie direkt den nächsten Band der Autorin, Regenbogentage, lesen möchte. Ein Zeichen dafür, dass Hände weg von unserem Wald genau das erreicht, was ein gutes Buch tun sollte: fesseln, inspirieren und zum Weiterdenken anregen.
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