Zwischen Stärke und Weiblichkeit – Mein Weg als Leitung und Mutter

by - Februar 05, 2025

Mein Alltag ist geprägt von Verantwortung. Als Leitung in meinem Beruf treffe ich Entscheidungen, organisiere Abläufe und halte alles am Laufen. Als Mutter bin ich der sichere Hafen für mein Kind, sorge für Struktur, Liebe und Halt. Diese Rolle habe ich mir über Jahre antrainiert – nicht nur, weil sie notwendig war, sondern weil sie ein Teil von mir sein sollte.

Doch tief in mir gibt es eine Sehnsucht nach etwas anderem. Ich wünsche mir Momente, in denen ich mich fallen lassen kann, in denen ich nicht entscheiden, lenken oder vorausdenken muss. Ich möchte meine Weiblichkeit nicht nur als Pflicht und Verantwortung spüren, sondern auch als Sanftheit, als Hingabe, als Raum für Emotionen, Kreativität und Sinnlichkeit.

Zwischen Pflicht und Wunsch

Wenn ich stark sein muss, weil es sonst nicht funktioniert, wo bleibt dann Platz für Weichheit? Wenn ich immer rational, durchsetzungsfähig und unabhängig bin, wo kann ich dann Verletzlichkeit zeigen? Ich liebe meine Stärke, aber ich möchte nicht nur stark sein. Ich möchte mich auch mal anlehnen, gehalten werden, Geborgenheit spüren. Nicht immer, aber ab und zu.

Die Gesellschaft hat so viele Bilder davon, was Weiblichkeit bedeutet: die liebevolle Mutter, die einfühlsame Zuhörerin, die verführerische Frau, die kreative Künstlerin, die elegante Gastgeberin, die Träumerin mit romantischer Seele. Und obwohl ich weiß, dass ich nicht all diese Rollen gleichzeitig erfüllen kann, spüre ich den Wunsch, wenigstens einige davon auszuleben – nicht für andere, sondern für mich selbst.

Inseln für meine Weiblichkeit

Ich habe gelernt, dass ich mir diese Momente selbst schaffen muss – kleine Inseln im Alltag, in denen ich meine weiblichen Seiten bewusst ausleben kann. Dazu gehören Lesungen, der Austausch mit anderen Menschen, Momente der Stille mit einem Buch in der Hand oder ein inspirierendes Gespräch. Es ist schön, sich mit Freunden zu treffen, sich mal so richtig herauszuputzen, ein wunderschönes Kleid zu tragen oder sich liebevoll zu schminken. Ich genieße es, wenn ich einem netten Menschen begegne und genau von ihm ein tolles Kompliment für meinen erst vor Kurzem erworbenen Mantel bekomme – ein kleiner Moment, der mich aufblühen lässt.

Ich liebe es, den Tisch für ein gemütliches Abendessen schön zu decken, Blumen ins Haus zu holen oder meiner Kreativität in der Küche freien Lauf zu lassen. Ich genieße es, mich in sinnliche Stoffe zu hüllen, Musik zu hören, die mich berührt, oder einfach einmal ganz bewusst Schönheit wahrzunehmen – sei es in der Natur, in der Kunst oder in einem liebevoll gestalteten Raum.

Sei es durch ein warmes Bad mit sanfter Musik, durch eine bewusste, langsame Bewegung beim Tanzen oder das Tragen eines besonderen Parfüms, das mich wieder mit mir selbst verbindet – all das sind kleine, aber wertvolle Schritte, um mir selbst Raum für meine Weiblichkeit zu geben.

Ich kann meine Rollen nicht einfach ablegen – und das möchte ich auch gar nicht. Ich liebe meine Unabhängigkeit, meine Durchsetzungskraft, meine Klarheit. Aber ich lerne, dass es in Ordnung ist, mir selbst Momente zu schenken, in denen ich mich wieder ganz als Frau fühle. Nicht für andere, sondern für mich.

Denn wahre Stärke bedeutet nicht, immer stark zu sein. Wahre Stärke bedeutet, sich selbst Raum zu geben – für alle Seiten, die in einem stecken.

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